Auszeit im Auenland.
Donnerstag, 16. Januar 2014
Auszeit im Auenland
Ihr Lieben..

Zunächst möchte ich mich mal bei all denen bedanken, die meine Einträge immer noch verfolgen. Es macht eben nur Spaß so viel zu schreiben, wenn es auch gelesen wird und man seine Erlebnisse auf diese Art mit anderen teilen kann.

Das Leben hier in Neuseeland ist wirklich sehr abwechslungsreich. Mal ist man so genervt weil man mal wieder seit Tagen keine Dusche gefunden hat und man bis zum Himmel stinkt, das Auto geknackt und alles geklaut wurde, das Visum einfach mal verwechselt wurde oder andere Unannehmlichkeiten dieser Art geschehen sind, dass man sich am liebsten zuhause in Deutschland in sein eigenes großes, kuscheliges Bett mummeln und einfach die Decke über den Kopf ziehen würde. Dann gibt es aber auch diese Tage, an denen man mal wieder so überwältigt ist von irgendeinem der zahlreichen Naturwunder oder einfach von diesem Freiheitsgefühl, das man hier fast zwangsläufig hat, dass man auf Wolke sieben schwebt und alles vergisst was einem jemals die Stimmung vermiesen konnte. Und wenn man an solchen Tagen zusätzlich noch an das schlechte Wetter in Deutschland denkt, ja dann könnte man fast abheben vor Glück, hähä.
Aber genau diese 'Ups and Downs' machen das Reisen so interessant und spannend. Wie langweilig wäre es denn bitte wenn alles glattlaufen würde und wir nie irgendwelche Probleme bewältigen müssten? Nee, dann lieber so chaotisch wie wir es anstellen, das passt zu uns.
Gerade eben war übrigens genau so ein up-and-down-Moment, passend zu diesem Thema:
Wir hatten eine leckere und dazu auch noch günstige Mahlzeit von Burger King hinter uns und fuhren gut gelaunt und schief vor uns hinträllernd den nächsten Campingplatz an, der umsonst sein und an einem schönen See liegen sollte.
Wir hatten uns ausnahmsweise mal nicht zuviel versprochen. Staunend umfuhren wir die riesigen Tannen auf dem Campingplatz und fanden einen tollen Platz direkt am Ufer des Sees mit Ausblick auf einen Berg, der direkt auf der gegenüberliegenden Seite emporragte. Ich schoss ein paar Fotos mit meiner Kamera und da wir sogar Empfang und Internet hatten, wollten wir auch gleich ein paar Fotos hochladen, um von unserem letzten supercoolen Erlebnis, dem Besuch im Hobbitdorf, dem Filmset von 'der Herr der Ringe', zu berichten (später mehr). Dazu mussten wir die Speicherkarte von der Kamera ins Handy stecken um an die Fotos zu kommen. Kein Ding, haben wir alles hinbekommen. Dann allerdings legten wir die Speicherkarte kurz ab, um das Handy wieder zusammenzubauen und Schwupps! -weg war sie. Dieses kleine blöde Ding war doch tatsächlich in einen Spalt von der Autokupplung gerutscht und nicht mehr zu sehen. Aus Thomas Gesicht wich alle Farbe, denn da waren schließlich gerade seine Lieblingsbilder vom Hobbitdorf in dem tiefen Kabelgewirr unseres Vans verschwunden.
Unsere Laune sankt mit einem Schlag von ganz oben nach GANZ unten (der sogenannte 'up-and-down-Effekt'). Wir glaubten schon all unsere Fotos zum zweiten Mal seit dem Diebstahl verloren zu haben und gerieten in leichte Panik.
Wir schraubten, zogen und rissen an dem Gehäuse herum, leuchteten mit der Taschenlampe und arbeiteten mit Pinzette, Taschenmesser und Essmesser, bis wir endlich nach einer kleinen Ewigkeit das kleine Mistding wieder herausgepopelt hatten.
Die Erleichterung und Freude darüber, dass doch nicht alle Fotos verloren waren, brachte die Laune wieder ganz schnell nach oben und der Tag konnte weiter seinen Lauf nehmen.

So, nach dieser kleinen Vorgeschichte folgt nun der weitere Verlauf unserer Reise, seit wir das Oparau Roadhouse verlassen haben, das wir hin und wieder immer noch schmerzlich vermissen. Von dort aus ging es weiter Richtung Auckland, uns graute es schon vor der Campingplatzsuche, denn in einer so großen Stadt ist es nicht leicht einen Stellplatz zu finden, der am besten auch noch umsonst ist. Da wir das Risiko nicht eingehen wollten erwischt zu werden und dann die $200 Strafe zu zahlen, wenn wir uns einfach irgendwo hinstellen würden, fuhren wir ein bisschen außerhalb einen der wenigen DOC-Plätze an. Wir hätten nicht gedacht, dass es direkt neben der größten Stadt Neuseelands so schön sein kann. An zahlreichen kleinen Buchten schlängelte sich die Straße entlang, bis zu einem netten Plätzchen, Umgeben vom Regenwald, der die hohen Berge hinaufwucherte, natürlich vielen Schafen und einer kleinen Farm mit Schweinen und Ferkeln, Hühnern und Küken, Puten und gefräßigen Enten.
Die Ferkel waren der Hammer! Zuerst traute ich mich gar nicht richtig sie anzufassen, bis ich gemerkt habe, dass sie es lieben gekrault zu werden. Das erste Ferkel legte sich direkt hin, als ich nur kurz seinen Kopf streichelte, dann kam noch ein anderes dazu und ich sagte (kein Scherz!) "Los, hau dich doch daneben, Kumpel!". Eine Sekunde später schmiss es sich schwerfällig und laut grunzend neben sein Schwesterchen und fing gleichfalls an genüsslich zu schnarchen. Ich verliebte mich natürlich sofort in die Schweinchen und kam gar nicht mehr von ihnen weg.
Aber leider musste ich mich am nächsten Tag schweren Herzens von ihnen trennen. Die Trauer sollte jedoch nicht lange andauern, denn ich sollte bald noch viel mehr Tiere sehen, wir machten uns nämlich auf den Weg in den Auckland Zoo. Dort verbrachten wir einen schönen Tag mit all den Tieren, die man sonst auch aus den Zoos kennt, außer einem:
Zum ersten Mal sahen wir einen richtigen Kiwi!

Am nächsten Tag statteten wir der Fluggesellschaft Emirates in Auckland einen Besuch ab, um unseren Flug umzubuchen, am 24. März gehts wieder nachhause!
Danach bummelten wir noch ein bisschen durch die Queen Street, der Shoppingstraße von Auckland. Nette Stadt. Aber das wars dann auch. Natur zu sehen ist cooler.
Also haben wir uns nicht allzu lang dort aufgehalten und machten uns auf nach Katikati, weil wir dort mit einem Workinghostel telefoniert hatten und fanden, dass es sich ganz gut anhörte. Aber nix da, das Glück war mal wieder nicht auf unserer Seite.
Als wir nach 160 Kilometern Fahrerei dort ankamen war niemand da, obwohl wir verabredet waren. Es empfing uns eine deutsche Hostelbewohnerin, die uns netterweise gleich aufklärte.
Fa, die asiatische Besitzerin kann kein Englisch; man versteht Fa nicht; man muss morgens und abens jeweils 80 Kilometer mit seinem eigenen Auto zur Blaubeerfarm fahren; man hat keinen eigenen Parkplatz und man wird immer zugeparkt.
Als sich dann nach anderthalb Stunden auch noch immer keine Fa hatte blicken lassen, sind wir auch direkt wieder gefahren, das war uns alles zu blöd.
Weil wir mit der Nordinsel eh bald durch sind und uns die Südinsel auch tausendmal sympathischer war, beschlossen wir also, um das Arbeitslosenproblem zu beheben, die Fähre zurück nach Picton zu buchen und dann nochmal bei Rae und Martin im 'Swampys' in Spring Creek drei oder vier Wochen zu arbeiten. Das war nicht die beste Lösung aber uns blieb auch nicht viel anderes übrig. Am 22. geht also die Fähre und ab diesem Zeitpunkt wird unsere Reise für die nächsten Wochen wohl eher eintönig verlaufen. Wir hoffen, dass dann wenigstens ein Job für uns auf der Apfelfarm frei ist, nochmal auf dem Weinfeld arbeiten muss nicht unbedingt sein. Wie auch immer, wir werden natürlich berichten.

Nach dem Katikati-Flop wollten wir uns mal wieder etwas Natur gönnen und fuhren auf die Coromandel Halbinsel, wo wir drei Tage verbrachten. Erst ging es den Highway an der Ostküste entlang, vorbei an endloslangen, weißen Stränden, an denen wir auch hin und wieder ein wenig Sonne tankten und badeten, dann weiter über die Stadt Coromandel ganz an die Nordspitze nach Port Jackson, von wo aus man eine tolle Aussicht auf die gegenüberliegende great barrier island hatte. Zwischendurch besuchten wir auch den bekanntesten Hot water beach, waren jedoch sehr froh, dass wir uns bereits in Kawhai (Nähe des Oparau Roadhouse') ein Loch geschaufelt hatten in dem wir bei ca. 40-45º Wassertemperatur gemütlich ein Bad nahmen, denn auf der Coromandelinsel war es völlig überfüllt. Hunderte Menschen, teilweise mit ganz roten verbrannten Hinterteilen, drängten dich zusammen um die kleine Stelle, durch die die heiße Quelle in das Meer lief. Menschen sind manchmal so verrückt.
Allgemein war es auf der Halbinsel leider ziemlich überlaufen und die DOC-Plätze kosteten auch gleich mal $4 pro Person mehr als normal. Daher ließen wir die schönen Strände und die ganzen Touris relativ bald hinter uns und fuhren auf direktem Wege nach Matamata, dort hatte wir nämlich für den nächsten Tag eine Tour durch das Auenland, 'Hobbiton', gebucht. Für diejenigen die es nicht wissen: dort wurde 'der Herr der Ringe' und auch 'der Hobbit' gedreht und das Filmset steht nun frei zur Besichtigung.
Thomas war an diesem Tag aufgeregt wie ein kleiner Schuljunge vor einer schwierigen Mathearbeit, denn er hatte diesem Moment schon lange entgegengefiebert.
Als wir dort ankamen und erfuhren, dass wir bisher nur zu sechst wären freuten wir uns natürlich, denn normal waren Gruppen von 40 Leuten. Als dann aber eine Horde laut quasselnder Asiaten mit riesigen Kameras an den Hälsen baumelnd um die Ecke bog, verblasste meine Freude wieder ein wenig. Thomas jedoch konnte an diesem glücklichen Tag absolut nichts mehr die Laune vermiesen.
Als unsere Gruppe dran war, wurden wir von einem netten, alten Angestellten mit einem Bus von der Farm (der das Land gehört und deren Besitzer nun steinreich sind) abgeholt und zum eigentlichen Hobbitdorf gebracht. Der dicke Busfahrer wollte uns eigentlich während der Fahrt etwas über das Land und die Dreharbeiten erzählen, brach jedoch bald beleidigt ab weil es für ihn keinen Sinn ergab weiter gegen die laut brabbelnden Asiaten anzubrüllen. Ich kochte mittlerweile schon auf meinem Sitz vor Wut, der alte Mann tat mir leid und ich hätte gern gehört was er zu sagen hatte. Zu gern hätte ich die respektlose Meute ordentlich angebrüllt, ließ es aber bleiben weil mein englischer Wortschatz was Schimpfwörter angeht leider noch nicht so gut ausgeprägt ist.
Während der Tour wurde es nicht besser, unser Tourguide war sichtlich genervt weil dauernd irgendjemand dazwischenbrabbelte oder etwas unfreundliches sagte. Er tat es uns und den anderen aber schließlich gleich und hielt sich so gut es ging von ihnen fern, so dass wir die Tour letztendlich doch sehr genießen konnten. Das Wetter war wieder herrlich und die kleinen Hobbithöhlen sahen so echt aus, dass man sich nicht sehr gewundert hätte wenn man vor der nächsten runden, kleinen Tür einen pfeiferauchenden kleinen Hobbit auf seinem Hocker hätte sitzen sehen. Alles war so liebevoll und detailreich aufgebaut, mit Gemüsegarten, Wäscheleinen, Werkzeugen usw, dass man sich einfach wohlfühlte. Wie ein nettes kleines Dorf halt, nur alles kleingehalten und irgendwie total süß und gemütlich. Als wir zu 'Frodos' Hütte gelangten, erzählte uns unser Guide, dass Peter Jackson (der Filmregisseur) den Baum über der Höhle, der ursprünglich ganz woanders stand, hatte auseinandernehmen, einfliegen, dann wieder zusammensetzen- und dorthinplatzierenlassen. Da er aber natürlich abstarb und alle Blätter abfielen, gab er den Auftrag künstliche Blätter anzufertigen und jedes einzelne wieder grün anzumalen. Man sieht absolut nicht, dass der Baum und die Blätter unecht sind.
Die Tour endete in dem nachgebauten Pub 'the green dragon', in dem Frodo und seine Freunde im Film zusammensaßen und Bier tranken. Wir bekamen auch ein kühles Bier und setzten uns in große gemütliche Sessel am warmen Kaminfeuer. Es gab auch eine Katze dort, die gemütlich schnurrend auf dem Teppich am Feuer lag und von jedem einmal gekrault wurde.. Bis die Horde Asiaten kam, sie ärgerten und ihr schließlich einen Tritt verpassten, so dass sie laut fauchend aufsprang und davonlief. In dem Moment hätte ich dann auch wirklich ausrasten können.
Trotzdem war es eine schöne Tour, die wir so schnell nicht mehr vergessen werden. Wenn wir uns das nächste Mal den Film anschauen können wir sagen, dass wir genau diese Tür auch schonmal aufgemacht, oder auf genau diesem Hocker auch schonmal gesessen haben. Beweisfotos gibt es natürlich auch.

So, das wars nun auch schon fast wieder mit dem Bericht. Im Moment fahren wir Richtung Napier, Hastings usw. und nächtigen auf einem schönen, kostenlosen Campingplatz nach dem anderen, mitten in der Walapampa.

Viele Grüße nachhause, haltet die Ohren steif!

Thomas & Jule



der hat uns letzte Nacht lange wachgehalten..


Huka Falls in Taupo








Port Jackson






Morgendusche im Fluss


Auckland


Auckland Zoo




Maori art




unsere gemütliche Badewanne in Kawhai..


..und der Menschenauflauf am hot water beach auf der Coromandel




das Auenland


Sams Höhle






windig war's


Bierchen im 'green dragon pub'


Der unechte Baum über Frodos Höhle

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Donnerstag, 2. Januar 2014
Kilometerlange Wanderungen, Rafting, keine Duschen und Plusmenschen.
Kia Ora!

Ich hoffe ihr hattet alle wunderschöne Weihnachten und seid gut ins neue Jahr gerutscht!
Wir haben es uns am Weihnachtsabend auf einem Campingplatz in Patea am Strand gemütlich gemacht, lecker gegrillt und sind dann früh ins Bett gegangen weil es angefangen hat zu regnen. Das Weihnachtsfeeling war nicht so richtig da, aber da wir viele Fotos von zuhause geschickt bekommen haben, hatten wir auch so ein bisschen deutsches Weihnachten in Neuseeland :)
Die Silvesternacht habe ich bedauerlicherweise verschlafen. Aber das macht nichts, wer braucht schon Silvester..

In den letzten Tagen haben wir viel gemacht, unter anderem das Erklimmen des 2518m hohen Vulkans Mt Taranaki. Das war absolut kein Zuckereschlecken Leute, das sag ich euch! Ich konnte die folgenden drei Tage nicht einmal ordentlich gehen vor Muskelkater. Allerdings bin ich auch ein Weichei was soetwas angeht habe ich festgestellt, während dicke alte Frauen und Väter mit ihren 12-jährigen Söhnen locker an mir vorbeizogen.
Um halb 12 stellten wir uns am 23. Dezember auf den Carpark zum Track des Vulkans. Ein paar Tage zuvor hatte ich in meinem Reiseführer gelesen, dass er der Berg mit der höchsten Todesrate in Neuseeland ist, da sich das Wetter dort sehr schnell ändert und die Wege vereist oder bröckelig sein könnten. An diesem Tag war es bewölkt und man konnte den Berg am Anfang des Weges nicht einmal sehen, obwohl er direkt vor uns lag.
Najaaa, so schlimm wirds schon nicht werden, dachten wir uns. Wir verstauten also alle wichtigen Dinge in unserem Rucksack (den wir jetzt immer überall mit hinnehmen, sogar zur Toilette), der ja aber eh nicht mehr so schwer ist wie er einmal war, er stellte also keine große Belastung dar. Nach 100m drehten wir nochmal um, um Banane, Apfel und Toast einzupacken, wir würden ja schließlich den ganzen Tag unterwegs sein, fiel uns jetzt ein.
Mit einer nackten Toastscheibe in der Hand legten wir die ersten paar hundert Meter des breiten Wanderpfads zurück, bis wir zum eigentlichen Track gelangten. Dort wurde der Weg schon enger und an den Seiten fiel es steil ab nach unten. Je höher wir kamen, desto nebliger und kälter wurde es und bald konnten wir keine 10m mehr weit gucken. Wir sagten uns, dass wir mindestens so weit nach oben klettern würden bis man den ersten Schnee sehen konnte. Wäre die Sicht klar gewesen hätten wir die ganze Zeit die Spitze des Berges mit seinem Schneegipfel sehen können, das war uns da aber noch nicht so klar.
Ich hatte mittlerweile schon echt zu kämpfen weil ich ungefähr seit Ende der Schulzeit kein Sport mehr gemacht hatte und daher auch dementsprechend unfit war. Außerdem hatte ich meine wabbeligen Nike free Turnschuhe an, die auch denkbar ungünstig für eine solche Wanderung sind, da man ungefähr jeden noch so kleinen Kieselstein durch die Sohle spürt. Wir haben uns also richtig gut vorbereitet und uns vorher ausreichend über diesen Trip informiert.. nicht. Wahrscheinlich sind es genau solche Leute wie wir, die sich ein weeenig überschätzen und sich vorher nicht über die möglichen Gefahren informieren, die die Todesrate des Taranakis so in die Höhe treiben.
Der Wanderpfad wurde immer enger und man musste aufpassen, dass man nicht auf dem ganzen Geröll ausrutschte und sich den Fuß verknackst oder bestenfalls noch in die Tiefe stürzt. Ich musste immer mehr Pausen einlegen weil meine Beine schon zu zittern begannen, bisher hatten wir auch nur jeder einen halben Apfel zur Stärkung vertilgt und ich lechzte nach einem saftigen Chicken'n majo von McDonalds zum späten lunch.
Thomas hatte keine großen Probleme mit seiner Kondition (da normale Menschen ja auch eigentlich eine gewisse Grundkondition besitzen, zu dieser Gruppe gehöre ich aber anscheinend nicht) und spornte mich immer weiter an, wartete aber auch immer brav wenn ich mich mal wieder erschöpft auf einen Felsen stützte, schwer am Atmen.
Irgendwann begann dann das Wetter aufzuklaren und wir konnten die fantastische Aussicht über fast die ganze Nordinsel bewundern. Auch der Gipfel war nun zu sehen und der Schnee war nicht mehr weit. Als der 'Weg' aber bald nur noch aus Geröll bestand, kein Pfad mehr erkennbar war und wir überhaupt nicht mehr vorankamen, weil man bei jedem Schritt wegrutschte, beschlossen wir, dass wir nun nah genug am Gipfel waren und sich das auch so schon gelohnt hat. Außerdem sagte man uns, dass sich die Aussicht dort oben nicht mehr groß ändern würde. Wir machten uns also in 1750m Höhe auf den Rückweg, für den wir nur ca. anderthalb Stunden brauchten, für den Aufstieg hingegen dreieinhalb Stunden.
Völlig ausgehungert und froh, es überlebt zu haben und vor allem darüber, dass wir unseren Van unbeschadet auf dem Carpark vorfanden, denn dieser gilt hier als besonders gefährdet was das Ausrauben von Campervans angeht, fuhren wir auf einen naheliegenden Campingplatz und machten uns eklige Dosennudeln, was uns aber in dem Moment relativ schnurz war.
Der Besitzer des Campingplatzes war ein Holländer, der 'alle Sprachen kann' und schon 'mindestens 12x auf dem Gipfel des Taranakis war'. Als er meine Schuhe sah, war sein einziger Kommentar: "Oh Schrecken, damit?"
Hmm, nächstes Mal werden wir uns wohl besser auf einen solchen Trip vorbereiten.

Am nächsten Tag war Weihnachten. Wir besorgten im proppevollen New World alles was wir für das Grillen benötigten und celebrierten den Abend wie oben beschrieben.
Den 1. Weihnachtstag verbrachten wir in einem botanischen Garten, in dem viele Familien ihr Weihnachtsfest zusammen feierten.
In den nächsten Tagen fuhren wir weiter Richtung Tongariro Nationalpark, schliefen in der Nacht vor der geplanten 'Tongariro Alpine Crossing' - Wanderung auf einem überfüllten DOC-Campingplatz (ich habe noch nie so viele Campervans auf einem Haufen und so eng aneinander gequetscht gesehen) und standen morgens um 5 Uhr auf, um vor dem Menschenauflauf auf dem Parkplatz zu sein, denn wir hatten schon oft gehört, dass dieser Track sehr überfüllt sein soll, mit ganzen Busladungen voll Menschen, hauptsächlich Japaner natürlich.
Um kurz nach 6 begannen wir unseren 19 Kilometer langen Marsch. Diesmal hatten wir uns besser vorbereitet und uns Brote geschmiert, eine dicke Jacke eingepackt und ich hatte Mamas gute Wanderschuhe an, die allerdings, wie ich nach den ersten Kilometern feststellen musste, ordentlich scheuerten und ich mit Blasen an den Füßen den Berg hochkrakseln musste. Aber immer noch besser als die Wabbelschuhe!
Noch war es schön ruhig, die kleinen Quellen plätscherten, die Vögel sangen vor sich hin und wir wanderten immer weiter in die Berge hinein, während die Sonne langsam hinter dem Gipfel hervorblitzte.
Der Aufstieg war nicht ganz so anstrengend wie der des Taranakis, aber ich musste trotzdem wieder einige Päuschen einlegen. Wir wanderten durch die 'Mordor'-Landschaft von 'Herr der Ringe', durch den Krater des Mt. Tongariro, blickten auf die wunderschönen Blue Lakes mit ihrem wunderbar klaren, blauen Wasser, die in 1748m Höhe friedlich im Krater liegen und sahen viele sonderbare Felsfiguren, hinter denen oft Rauchschwaden emporstiegen, die das ganze Gebiet nach Schwefel riechen ließen.
Insgesamt brauchten wir knapp 7 Stunden für die Wanderung, die letzten Kilometer führten durch den angenehm kühlen Regenwald.
Endlich auf dem Carpark angekommen, mussten wir auf den nächsten Shuttle warten, der uns (für $30 pro Person!!) zurück zu unserem Van brachte. Weil es so teuer war, fuhr nur Thomas mit und holte mich dann ab. Während ich auf ihn wartete, füllte sich der Parkplatz immer mehr und die Autos standen Kilometerweit an der Straße entlang, wir waren also ziemlich froh, dass wir so früh losgestapft sind und der Menschenmasse so größtenteils entkommen konnten.
Nach 19 Kilometer wandern waren wir so erschöpft, dass wir uns eigentlich nur auf den nächsten Campingplatz stellen, duschen und bis zum nächsten Morgen durchschlafen wollten. Aber nix da!
Wir fuhren ca. 200km, vorbei am Lake Taupo, der so überfüllt war, dass wir dort erst gar nicht anhielten, bis kurz vor Rotorua, wo wir dann eeendlich einen DOC-Campingplatz fanden, zwar ohne Dusche aber darauf konnten wir zu dem Zeitpunkt auch keine Rücksicht mehr nehmen.
Wir schliefen 11 Stunden durch und wurden am Morgen vom prasselnden Regen geweckt, der auch noch bis 15 Uhr anhielt. Wir blieben also liegen, bis wir es nicht mehr aushielten und uns auf den Weg zu den naheliegenen 'Hot Springs' zu machen, denn die letzte Dusche rückte immer weiter in die Vergangenheit, dank der zahlreichen Campingplätze auf diesem Teil der Nordinsel. Alternativ setzten wir uns also in einen Fluss, dessen Temperatur 37ºC betrug! Das war vielleicht komisch! Wir badeten lange im warmen, dampfenden, aber ekelhaft nach Schwefel stinkenden Wasser im Regen, fast wie in der Badewanne zuhause (wir hatten sogar Shampoo mitgenommen, die anderen Badegäste guckten etwas verdutzt als wir uns damit einschäumten), nur mitten in der Natur.
Am nächsten Tag fanden wir endlich öffentliche Duschen für $2 in Rotorua und schliefen danach auf einem Campingplatz, wuschen unsere Wäsche und klingelten abends nochmal den Besitzer aus dem Bett, weil ich vergessen hatte den Start-Knopf des Trockners zu drücken und der Meinung war, dass er nicht funktioniert. Man war das peinlich als er die Ursache nach zwei Sekunden entdeckte und mich ein wenig vorwurfsvoll angrinste, aber für solche Situationen bin ich ja bekanntlich Spezialistin!
Die Silvesternacht verbrachten wir auf einem DOC-Platz in der Nähe der Waitomo Caves, da wir am 1.1.2014 das black water rafting gebucht hatten. Das war ein wirklich tolles Erlebnis! Wir bekamen Neoprenanzüge, Helme mit Lampen, komische weiße Schuhe und einen Schwimmring, mit dem wir dann durch die Tropfsteinhöhle paddelten, kletterten und rückwärts von Wasserfällen hinunter hüpften. Währenddessen konnte man die ganze Zeit die Glühwürmchen an der Höhlendecke beobachten, was ein traumhafter Anblick!
Inklusive bekamen wir eklige Schokofische mit Marshmallow gefüllt, eine heiße Dusche danach und Tomatensuppe mit Bagel zum Aufwärmen. Alles in Einem ein wirklich lohnender Ausflug, zumal wir auch nur zu sechst waren, was wahrscheinlich an der vorigen Silvesternacht lag.
Gerade stehen wir mit unserem Van auf dem Gelände des 'Oparau Roadhouse', auf dem alles umsonst ist. Der Stellplatz, die Dusche, die Küche, der Fernseher, einfach alles! Es gibt also auch sehr nette und freundliche Menschen hier und zu denen gehört definitiv das Besitzerpärchen Bill und Brenda, die das hier schon seit 23 Jahren so machen und bestimmt schon diverse dankbare Gäste bei sich hatten.
Hier bleiben wir noch eine Nacht und fahren heute Abend zum hot water beach, um uns ein kleines Loch zu buddeln, in dem wir dann wieder ein heißes Bad nehmen können.

See you, macht's gut!
Thomas & Jule



Erschöpft aber gut gelaunt - Aufstieg zum Gipfel des Mt. Taranakis


Steile Treppen wie diese waren noch das kleinste Hindernis


Easy Rückweg


Postkartenmotiv - Blick auf den Taranaki vom Lake Mangamahoe




Noch ein Wasserfall im Tongariro-Gebiet


Kleiner Spaziergang durch den Regenwald


Alle wichtigen Sachen dabei, auf geht's - Tongariro Alpine Crossing


Mt. Ngauruhoe, der 'Schicksalsberg'


Red crater


Umhüllt von Wolken, bei 5ºC


Die Emerald Lakes




So viele Farben..




Wären uns die Tolkschau-Aufkleber nicht auch geklaut worden, hätten wir einen daneben gesetzt..






Wir haben leider noch keinen Kiwi gesehen..




Das erste Trottel-Foto im Jahr 2014 - black water rafting

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Samstag, 21. Dezember 2013
Ausgeraubt - Minusmenschen gibt es auch am anderen Ende der Welt.
Hallo ihr Lieben,

Heute halte ich mich mal relativ kurz, denn ich habe nicht soo viel Lust die Geschehnisse der letzten Tage groß auszuweiten, da sie nicht sehr erfreulich waren.
Am 15. Dezember nahmen wir die frühe Fähre von Picton nach Wellington, wo wir am selben Tag noch das Nationalmuseum besuchten, was sehr interessant war, denn wir erfuhren einiges über das Land und dessen Geschichte.
Am nächsten Tag waren wir in Porirua im Kino in einem Shopping Center. Wir schauten uns 'der Hobbit' dort um die Mittagszeit an, da wir eigentlich geplant hatten danach gleich weiter in den Norden zu fahren. Der Film war wirklich gut und ich war ein wenig erstaunt, dass ich doch fast alles verstehen konnte.
Gut gelaunt spazierten wir zurück zu unserem Van, den wir vor dem Shopping Center direkt am Haupteingang geparkt hatten und vielen fast vom Glauben ab, als wir bemerkten, dass das Schloss auf der Fahrerseite aufgebrochen wurde, außerdem lag ein Schuh von Thomas auf der Straße. Sofort schauten wir nach, ob etwas geklaut wurde. Natürlich wurde es das. Wir hatten fast alles im Auto gelassen weil wir nicht sicher waren ob wir einen Rucksack mit ins Kino nehmen durften und eigentlich wägten wir die Sachen dort auch in Sicherheit, da es eben helligter Tag war und noch hundert andere Autos auf dem Parkplatz standen. Und es war ja nicht so, dass die Sachen sichtbar im Auto lagen, wir hatten sie alle notdürftig versteckt.
Alles, was man irgendwie zu Geld machen könnte war weg. Meine Kamera und somit auch alle Fotos die wir bis dahin gemacht haben, Thomas' Laptop, beide iPods, alle Ladekabel, diverse Dokumente und natürlich alle meine Bankkarten samt Codes, die ich im Auto gelassen hatte. Ich weiß, man macht das nicht, Codes aufschreiben und so ein Kram, blabla. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie oft ich das jetzt schon zu hören bekommen habe. Aber wer mich gut kennt, weiß, dass ich verdammt vergesslich bin und mir nie etwas merken kann und es ist auch verdammt nervig immer wieder ein neues Passwort anzufordern, ich weiß wovon ich rede.
Tja und somit haben die fucking Diebe den Jackpott geknackt und auch noch unser Konto leergeräumt. Weil die Zugangsdaten auch im Auto waren (zwar nicht mit den Karten zusammen, aber natürlich haben sie die auch gefunden), bekommen wir unser Geld nicht zurück und auch für die anderen Sachen kommt keine Versicherung auf. Juhu.
Wir verständigten die Polizei, die nur einen Report von uns aufnahm und nicht einmal vorbeikam, sondern nur äußerst sinnvolle Fragen stellten wie zum Beispiel: warum wurde denn ihr Auto geknackt?
Wir standen also ziemlich allein da mit unserem Problem.
In den nächsten Tagen hatten wir so viel zu tun, unsere ganzen Dokumente neu beantragen, den Bankkram regeln und und und.. Die Mühe mit dem Reisepass ein paar Wochen zuvor hätte ich mir also eigentlich auch sparen können, der ist ja jetzt eh wieder weg. Für den ganzen neu beantragten Kram mussten wir auch nchmal einge hundert Dollar hinblättern, egal ob man noch Geld hat oder nicht, dann muss man halt jemanden in Deutschland anpumpen, wie uns die 'hilfsbereite' deutsche Botschaft 'freundlich' erklärte.
Naja, wir verloren fünf Tage in diesem blöden, unsympathischen Kaff Porirua, bis wir dann endlich weiterfahren konnten. Gestern hab ich mir eine neue Kamera gekauft, weil mir Fotos von unserer Reise sehr wichtig sind. Die werde ich nun keine Sekunde mehr aus den Augen lassen, genau wie alle anderen wichtigen Sachen, aber das sind ja eh nicht mehr viele.

Heute stehen wir an einem kleinen See, kurz vor Whanganui, wir kommen unserem nächsten Ziel, dem Vulkan Taranaki also immer näher. Wir wollen uns von diesem bescheuerten Zwischenfall nicht alles kaputt machen lassen, trotz dessen unsere Reise wie zuvor fortsetzen und ein einigermaßen nettes Weihnachtsfest 'feiern'. In Weihnachtsstimmung sind wir beide nicht wirklich, auch weil es hier nicht dasselbe ist, so ohne Familie, Tannenbaum, Schnee und so (unseren frisch gekauften Weihnachtsschmuck haben sie übrigens auch eingesackt, die Schweine). Wahrscheinlich werden wir einfach dort wo wir am 24. gerade sind, einfach für einen Tag einen Stop einlegen und richtig lecker in der Sonne grillen. Vielleicht sogar am Strand :)

Wir wünschen euch allen gemütliche Tage und ein wundervolles Weihnachtsfest!

Thomas & Jule

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Letzte Aktualisierung: 2014.04.06, 17:18
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