Auszeit im Auenland. |
Freitag, 13. Dezember 2013
Ein Lebenszeichen von den Travellern!
thomasundjule, 02:55h
Hallo ihr armen, frierenden Socken!
Ein bisschen Mitleid haben wir ja schon mit euch. Ich meine, wir sitzen hier bei bestem Wetter auf einem einsamen Campingplatz, umgeben von blökenden Schafen und sonst keiner Menschenseele, mit Blick auf einen wunderschönen Sound, einem Bierchen in der Kralle und lauschen dem Rauschen des Wassers, während die letzten Sonnenstrahlen warm auf unsere gebräunten Gesichter fallen.. Und ihr so..? Naja, lassen wir das. Ich hab auch ein bisschen übertrieben muss ich zugeben. Eigentlich ist es zur Zeit bewölkt, es hat sich abgekühlt, die Schafe nerven auf Dauer ein bisschen und das Bier haben wir auch schon länger hinter uns. Nachdem wir die vielen Belüftungslöcher in unserem Van zugeklebt haben, können wir nun wieder recht gut schlafen. Es hat noch einige schlaflose Nächte angedauert, bis wir es nicht mehr ausgehalten und Google gefragt haben was man machen könnte. Dank Google schlafen wir die Nächte also nun wieder durch und kein einziges blutrünstiges Tierchen hat mehr eine Chance in unser Bett zu krabbeln. Die letzte schlimme Nacht hatten wir in der Cloudy Bay, Nähe Blenheim. Obwohl es einen schönen Strand mit vielen Felsen zum Klettern gab, trübten die aggressiven Mücken und sandflies die Stimmung wieder ein wenig. Trotzdem blieben wir dort zwei Nächte und hielten tapfer durch. Morgens hatten wir den Strand für uns allein und konnten vor der Fahrt nach Blenheim nochmal ein wenig entspannen. Thomas badete sogar, ich nicht, weil ich am Tag zuvor von einem Krebs in den großen Zeh gezwickt wurde, man glaubt es nicht! In Blenheim machten wir mal wieder einen kurzen Stopp in der library und wanderten ein wenig durch die kleine Stadt. Natürlich gönnten wir uns zwischendurch auch die Cheeseburger-Combo bei McDonalds, was immer eine willkommene Abwechslung zum Dosenfutter und den Nudeln darstellt. Außerdem gibt es hier eine Pizzalieverantenkette, die sich Dominos nennt, der Hammer! Dort gibt es leckere Pizzen für $5 (3,20€), die sogar satt machen. Diesen absolut genialen Tipp bekamen wir von Markus und Franzi, die wir auf einem Campingplatz Nähe Blenheim kennenlernten. Auf diesem von den Besitzern so liebevoll geführten Platz, gab es einen Begrüßungsmuffin, eine Tüte Futter für die kleinen Lämmer und das fette Schwein Molly (wir waren uns alle einig, dass wir noch nie zuvor ein so fettes Schwein gesehen haben) und eine Wanderkarte zu einem naheliegenden Wasserfall an dem man, wenn es dunkel wird, Glühwürmchen funkeln sehen sollte. Das wollten Thomas und ich uns natürlich nicht entgehen lassen, denn wir hatten beide zuvor noch keine Glühwürmchen gesehen. Allerdings stellte sich diese Wanderung als kleine Mutprobe heraus. Es fing mit dem Schlimmsten an: wir mussten die Koppel der Jungbullen überqueren. Während ich munter drauflos stapfte, den Kuhpfladen auswich und die Kühe mit keinem Blick würdigte, kam Thomas eher zögernd hinterher. Ich war mir meiner Sache ziemlich sicher, denn der Farmer hat ja schließlich gesagt 'die tun nix'. Vielleicht dämpfte meine Gutgläubigkeit meinen Respekt auch ein wenig. Als dann ein besonders mutiger Bulle immer näher kam und schließlich losgalloppierte, wurde auch mir dann doch ein wenig mulmig. Trotzdem stürmte ich todesmutig auf das schwarze Tier zu und stampfte ein paar Mal mit dem Fuß auf. Der Bulle blieb unschlüssig stehen. Dann begann er schließlich wie ein Hund, der darauf wartet, dass man das Stöckchen wirft, hin und her zu hüpfen. Ich marschierte also weiter, stampfte hin und wieder mit dem Fuß auf und brüllte ein bisschen herum, damit der Kleine Abstand hielt. Als ich uns dann schließlich sicher über die Koppel gebracht hatte, folgten wir weiter der Karte, ließen einige Felder hinter uns und gelangten schließlich an einen kleinen Trampelpfad am Anfang eines Berges, der in den Wald hineinführte. Dort folgten wir einem zunächst schmalen Fluss, der je weiter wir in den Wald hineingingen immer breiter wurde. Nun war es bereits so dunkel geworden, dass wir unsere Taschenlampen einschalten mussten. Als wir schon ein gutes Stück auf dem schmalen Wanderpfad in den dichten Wald gewandert waren, stießen wir schließlich auf ein Holzschild, das uns sagte wir sollten an dieser Stelle warten bis es ganz dunkel ist und dann den Weg wieder zurückgehen. Einen Wasserfall hatten wir noch nicht gesehen, allerdings schien es in der Dunkelheit auch so, als würde der Pfad dort enden und so blieben wir stehen und warteten. Als wir nach einer halben Ewigkeit dann endlich die ersten vereinzelten Lichter ausmachen konnten, kamen auch noch zwei Engländer dazu und warteten mit uns. Allerdings wollten sie nicht so lange bleiben, weil sie nicht in vollkommener Dunkelheit an den bösen Bullen vorbei wollten. Als sie sich aufmachten, gingen wir ihnen auch langsam hinterher, in Richtung des sicheren Campingplatzes. Es war auch schon recht dunkel geworden und man konnte nun überall die kleinen glimmenden Lichter der Glühwürmchen erkennen, die wie Sterne aus jeder Ecke zu hunderten funkelten. Während ich die Lichter bewunderte, trat ich mit meinen undichten Turnschuhen in einen kleinen, schlammigen Bach und ging mürrisch und mit nassen Füßen zurück, die Engländerin stieß sich ziemlich doll den Kopf an einem Baumstamm. Die Bullen ließen uns zum Glück in Ruhe und man sah von ihnen nur die böse funkelnden Augen, die uns aus einiger Entfernung anstarrten. Wohlbehütet zurück auf dem Campingplatz setzten wir uns in die Küche und machten uns zum späten Abendbrot noch eine Dose Spaghetti warm. Dort saßen auch Markus und Franzi, wir kamen ins Gespräch und schnackten noch ein wenig in die Nacht hinein. Am nächsten Morgen regnete es und wir wussten nicht was wir machen sollten, denn eigentlich hatten wir geplant ein Stückchen in die Marlborough Sounds hineinzufahren. Wir waren nun sechs Deutsche in der Küche und allesamt überzogen wir die Auscheckzeit um mindestens anderthalb Stunden weil wir alle nicht wussten was man an einem solchen Tag machen könnte. Der Besitzer schaute schon demonstrativ auf die Uhr an seinem Handgelenk wenn er an uns vorbeiging, sagte aber nichts. Nach einigem Hin und Her fuhren wir schließlich doch in die Marlborough Sounds, genau wie Markus und Franzi, die wir dort auch immer wieder mit ihrem weißen Van trafen. Leider sah man an diesem Tag nicht viel von der Landschaft, daher suchten wir uns, als wir schon einige Kilometer der kurvigen Straße gefolgt waren, einen günstigen Campingplatz (DOC heißen die hier, sind überall zu finden und haben meist nur Toiletten) auf dem wir die regnerische Nacht verbrachten. Der Ranger dieses Campingplatzen kam uns ein wenig suspekt vor. Er fing jedes Auto sofort ab und preiste seinen Platz an, der ja nur $6 die Nacht kosten würde, was hier normal ist. Außerdem wohnte er in einem zerschlissenen, wahrscheinlich vom Regen überfluteten Zelt, dessen Reißverschluss kaputt war und die 'Einganstür' daher immer offen stand und die Steinzeithühner (Weka) immer ein- und ausspazieren konnten wie sie wollten. Wir mussten ein wenig lachen als eines der Hühner mit einer riesigen Kekstüte aus dem Zelt gestürmt kam und drauf und dran war damit in den Büschen zu verschwinden, ehe der Ranger hinterher rennen konnte und die Tüte rettete. In den folgenden Tagen verging uns das Lachen über diese Hühner allerdings, denn sie klauen wirklich alles und passen jede unachtsame Minute ab, um sich ein ganzes Toast, Kartoffelbrei oder eben Kekstüten zu stibitzen. Und darin sind sie anscheindend ziemlich geübt, denn wir mussten schon einige Male hinter ihnen herrennen, um das Diebesgut zurückzuergattern und besonders langsam sind sie auch nicht. Nunja, da es am nächsten Tag immer noch regnete, beschlossen wir nach Nelson zu fahren und bei besserem Wetter in die Sounds zurückzukehren. In Nelson trafen wir Franzi und Markus in der library, schnackten ein wenig und schrieben Bewerbungen. Wir bekamen eine Antwort von Martin, einem Backpackerworkinghostelbesitzer (langes Wort!), der uns einen Job in den Vineyards verschaffen wollte, wenn wir dafür in seinem Hostel wohnen würden. Wir warteten noch ein paar Tage auf weitere Antworten, klapperten ein paar Weinfarmen ab und fragten nach Jobs. Während dieser drei Tage nächtigten wir auf einem tollen Campingplatz in der Ruby Bay, natürlich mit Blick aufs Wasser. Schließlich machten wir uns auf nach Blenheim, Spring Creek, um das Jobangebot wahrzunehmen. Wir redeten mit Martin und schauten uns ein wenig im Hostel um. Bis auf zwei waren alle Bewohner Deutsche, insgesamt war es ein sehr chaotischer Haufen mit vielen Schnackern, einigen Oberökos, Normalos und zwei Bauern, mit denen wir uns anfreundeten. Und so kam es, dass wir Abend für Abend mit JP und Ann-Christin aus der Nähe von Rendsburg auf dem Parkplatz zwischen unseren Vans saßen und beim Bierchen über die anderen Hostelbewohner lästerten und uns über die blöde Arbeit aufregten. Die blöde Arbeit war für mich allerdings nur von sehr kurzer Dauer. Am Montag wurden wir pünktlich um viertel vor sieben am Morgen von unserem contractor Julie (von der alle behaupteten sie wäre ein Monster, zu uns war sie aber immer nett) abgeholt, sammelten noch ein paar Franzosen und Deutsche von anderen Hostels ein und fuhren schließlich zu Peter's Weinfarm. Wir wurden sehr sorgfältig von Peter eingewiesen und durften den ganzen Tag die Weinpflanzen ausdünnen, indem wir die großen Blätter der Pflanzen abreißen sollten. Diese sehr stumpfe und langweilige Arbeit dauerte für mich nur sechs Stunden, denn dann kam Julie und sagte mir ich solle sofort mit der Arbeit aufhören, mit meinen Papieren stimme etwas nicht. Daraufhin wurde ich von Julies Tochter abgeholt und sie half mir herauszufinden, was an meinen Papieren falsch war. Wir telefonierten mit einem Herren der NZ immigration, der uns sagte, dass ich zur Zeit nur ein Besuchervisum hätte und deshalb nicht arbeiten dürfe. Es stellte sich heraus, dass mein Stempel für das Arbeitsvisum am Flughafen mit dem des Besuchervisums vertauscht wurde, obwohl ich ja den Ausdruck für das richtige Visum dabeihatte, da ich es ja auch in Deutschland bereits erhalten hatte. Nun musste ich meinen Reisepass und eine Kopie des Visums mit einer handschriftlichen Erläuterung nach Christchurch schicken, damit die Leute dort den Fehler beheben und mein Arbeitsvisum richtigstellen können. Ich hoffe, dass alles gut geht und ich meinen Reisepass bald wieder bei mir habe, samt meines Working Holiday Visas. Ich durfte ja nun nicht mehr arbeiten und hockte dafür die nächsten drei Tage bei überwiegend schlecht Wetter im Hostel herum, während alle anderen und auch Thomas arbeiteten. Thomas kündigte sofort den Vertrag, damit wir weiterreisen konnten und nicht zuviel Zeit am selben Ort verschwendeten, musste aber noch drei weitere Tage arbeiten, um aussteigen zu können. Während ich im Van gammelte, verdiente er also etwas Geld und war tüchtig am schuften. Wenn wir uns allerdings das nächste Mal Arbeit suchen, wird es bestimmt nicht nochmal auf einer Weinfarm sein, davon hatten wir beide gehörig die Nase voll, besonders Thomas mit seinem Heuschnupfen- haha, Flachwitz. In der Nähe des Hostels gab es einen tollen Fluss, ausnahmsweise ohne Steine sondern mit Sand. Das Wasser war daher total klar, so dass man die dicken Forellen dort schwimmen sehen konnte. Thomas erwischte eine von ihnen mit der Angel und wir ließen sie uns schmecken. Wir trafen uns in den nächsten Tagen noch einmal mit Markus und Franzi am Fluss, denn Franzi wollte Angeln lernen. Thomas erklärte es den beiden so gut es ging, bis seine Angel, die er in seinem fünften Lebensjahr von Opa geschenkt bekommen hatte, durchbrach. Das war schon ziemlich hart für ihn, aber er kaufte sich ja gleich am nächsten Tag eine neue. Damit hatte es sich mit dem Abendessen nun leider erledigt und wir griffen zum Frustbier. Immerhin hatte seine alte Angel einen würdigen Abgang, da sie die letzte dicke Forelle in Neuseeland an Land zog und das kann nicht jede Angel von sich behaupten! Am nächsten Tag besuchten wir zusammen mit JP & Ann-Christin und Markus & Franzi einen Weihnachtsmarkt in Blenheim. Viel Weihnachten gab es da aber nicht, bis auf ein paar Stände mit Weihnachtsdeko und dem Glocken- und Sterneschmuck an den Straßenlaternen, neben den Palmen. Wir schlenderten ein wenig über den Markt, kauften uns jeder eine Greenstone-Kette und aßen eine Wurst mit Zwiebeln im Toast. Als wir endlich vom Hostel weiterreisen konnten, beschlossen wir nochmal in die Marlborough Sounds zu fahren, denn das Wetter war nun wieder schön und sollte es auch bleiben. Es war eine gute Entscheidung, denn wir konnten traumhafte Aussichten genießen. Wir schliefen eine Nacht am Kenepuru Sound und fuhren am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein weit in die Berge, hoch und runter, an einigen vereinzelten Häusern vorbei (die wenigen Kinder, die hier wohnen bekommen ihre Hausaufgaben mit einem Postschiff nachhause!), bis wir schließlich am schönsten Sandstrand Marlboroughs, in der Titirangi Bay (Guards Bay) landeten. Und genau diesen wunderbaren Campingplatz beschrieb ich am Anfang dieses Textes. Wir blieben zwei Tage dort, badeten am Strand, brutzelten in der Sonne und angelten, bis uns die Steinzeithühner und die blökenden Schafe auf die Nerven gingen und wir weiterfuhren. Wir schliefen noch eine Nacht am Kenepuru Sound und heute morgen ging es dann wieder Richtung Picton. Tja und jetzt sind wir zum zweiten Mal auf dem süßen Campingplatz mit dem Glühwürmchenwanderpfad gelandet, haben schon die Begrüßungsmuffins verputzt, die Lämmer gefüttert, Wäsche gewaschen und sind nochmal den ganzen Weg bis zum Wasserfall, den wir dann doch noch gefunden haben, am helligten Tage gewandert. Wir werden in den nächsten Tagen hier in der Nähe bleiben, denn wir haben uns einen Fährplatz am 15. Dezember zur Überfahrt von Picton nach Wellington auf der Nordinsel gesichert. Vorher müssen wir aber noch einmal im Hostel in Spring Creek vorbeifahren, um zu gucken ob mein Reisepass + Visum angekommen sind. Drückt uns die Daumen! Wir hoffen, ihr habt den Sturm Xaver alle gut überstanden und der Schnee geht euch nicht allzu sehr auf die Nerven. Lasst euch nicht ärgern! Bis zum nächsten Update, Thomas & Jule Die war lecker! - und brach Thomas' Angel das Genick.. Man sollte meinen, ich habe genug Erdbeeren gegessen für dieses Jahr.. Das neuseeländische Weka-Huhn, der Dieb! In Nelson geht die Sonne unter.. Die ungeschminkte Wahrheit! Das fette, fette Schwein Molly Ich durfte sie mit der Flasche füttern :) Bald sind sie so fett wie Molly.. Der Wasserfall Der wunderschöne Strand in der Titirangi Bay, wir hatten ihn zwei Tage für uns allein. Und haben es genossen.. Man kann es leider nicht so gut erkennen, Selbstauslöserfotos sind nicht so optimal. MERRY X-MAS ! Die Marlborough Sounds Was für eine Aussicht.. ... comment |
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