Auszeit im Auenland.
Freitag, 28. März 2014
Back to Germany!
Hallo Ihr!

Die letzten paar Tage sind angebrochen und ich sehne mich nun wirklich meinem Bett entgegen. Das Backpackerleben geht einem dann doch nach fast fünf Monaten gehörig auf die Nerven. Jeden Abend das Problem einen kostenlosen oder günstigen Stellplatz zu finden, nicht einschlafen zu können weil es zu kalt ist, nachts von Mäusen oder anderem Getier geweckt zu werden, morgens aufwachen und sich bei gefühlten drei Grad anziehen, Wasser kochen, Instantkaffee, ein öffentliches Toilettenhäuschen suchen und sich dabei fast in die Hosen machen, und das alles mit dem stetigen Wunsch nach einer warmen Dusche im Hinterkopf. Wenn es wenigstens nicht so kalt wäre! Aber da der Herbst nun langsam aber sicher hier einkehrt wird sich das wohl nicht mehr großartig ändern. Obwohl wir in den letzten Tagen wieder etwas mehr Glück hatten und die Temperaturskala die 20 Grad-Marke hin und wieder doch weit überschritt.
Bei dem ganzen Gejammere weiß ich aber auch sicher, dass ich das alles irgendwie vermissen werde. Den liebgewonnenen, kuschligen Van, den wir gerade verzweifelt versuchen zu verkaufen, die freundlichen Menschen mit ihrem 'how are you today?', den Pazifik, die Berge, die türkisblauen Flüsse, die verschnörkelten, süßen Holzhäuser, das Frühstücksei auf der Parkbank, das Freisein, die Palmen, meinen Schlafsack.. Hach, vielleicht bleibe ich doch einfach noch ein bisschen länger.
Nee, nu ist's gebucht und am 24. geht's nachhause. Und das ist auch gut so. Man kann ja immer nochmal wiederkommen.

Wir haben die Westküste und den Süden relativ schnell hinter uns gebracht und erlebten wieder viele schöne Dinge. Die Pancakerocks zum Beispiel haben wir an meinem Geburtstag besucht, an dem ich übrigens sechs Stunden lang Schluckauf hatte. Das sind Felsen, die so aussehen wie gestapelte Pfannkuchen (Foto). Die Wassermassen klatschten gegen die Felsen und spritzten riesige Wasserfontänen in die Höhe, was den Ausflug zu einem beeindruckenden Spektakel machte.
Als nächstes stand der Arthur's Pass auf unserer Liste, denn dort sollte es Keas geben, hatten wir gehört. Wir fuhren etliche Kilometer in den Pass hinein, über kurvige Straßen mit steilen Abhängen, bis wir an einem Ausguck Halt machten. Es dauerte nicht lange bis wir den ersten der frechen, grünen Papageien anflattern sahen. Scheu sind sie absolut nicht, im Gegenteil: bald landete der erste Kea auf unserem Van und begann vergnügt an der Gummidichtung des Außenspiegels herumzuknabbern und auch einige unserer Aufkleber auf unserer Dachbox blieben nicht verschont. Als ich mich zu einem der Frechdachse auf den Boden gesellte, zupfte er an meinem T-Shirt und zwickte in meinen Finger. Und als wir dann wieder losfuhren, blieben sie noch ein Weilchen auf dem Dach unseres Vans sitzen und genossen den Fahrtwind.
Unsere Route folgte weiter dem State Highway, stoppte kurz bei dem Franz Josef Gletscher, den wir aber leider nicht wirklich sehen konnten, da die Wolken den Berg komplett eingehüllt hatten, ging dann weiter über Wanaka, Queenstown und Te Anau, bis in den Milford Sound, in dem wir eine kleine Bootstour machten und ein paar Mäuse ungewollt als Haustiere in unserem Van aufnahmen, die dann nachts an uns vorbeihuschten und über unseren Köpfen in der Decke ein Rennen veranstalteten, was uns eine schlaflose Nacht bescherte.
Weiter ging es über die Catlins hinweg und bis zum Nugget Point, wo wir hin und wieder ein paar hundert Meter vor beeindruckend großen und laut brüllenden Seelöwen flüchten mussten, wenn wir ihnen zu nahe kamen. Sie erinnerten uns sehr an Braunbären. Auch den ersten yellow-eyed Penguin haben wir dort am Strand entlangwatscheln sehen.
Unsere Reise ging weiter nach Dunedin und somit auch immer weiter dem Ende in Christchurch entgegen.
Wir wurden sehr lieb von unseren Freunden Franzi und Markus empfangen, die wir ein paar Monate zuvor bei den Marlborough Sounds kennenlernten (auf dem Campingplatz mit dem superfetten Schwein Molly, vielleicht erinnert ihr euch) und die sich nun zusammen mit drei anderen Kiwis eine WG in Dunedin teilen.
Wir verbrachten fünf Tage dort, lernten außerdem noch zwei weitere deutsche Mädels, Alex und Sarah kennen, aßen zusammen Sushi, gingen feiern, kratzten am nächsten Morgen die Erinnerungen des vergangenen Abends zusammen, und schliefen am letzten Abend in einer Höhle am Longbeach, wo wir ein Lagerfeuer machten, grillten und Stockbrot aßen, das war ein Abenteuer! Vor allem weil die Höhle so riesig war, dass man sich gar nicht traute die hintersten Ecken zu erforschen, aus denen wir dann nachts immer glaubten, Geräusche zu hören. Letztendlich war es dann aber doch nur ein harmloser Igel, der unsere Essensreste durchwühlte. Ein weiterer Adrenalienfaktor stellten die sich von der Decke oder der Steilküste über dem Höhleneingang lösenden Steine dar, die mehrere (hundert) Meter weit fielen, bis sie auf dem Boden aufschlugen. Dies passierte allerdings nur in der 'Dead Zone', die wir dann nicht mehr betreten durften, es sei denn wir überquerten sie rennend. Das muss schon komisch ausgesehen haben, bewahrte uns jedoch vorm Tod. Jaja, ein richtiges Abenteuer halt. Zum Schlafen kuschelten wir uns dann alle in eine vor Steinbomben geschützte Ecke und schliefen am Lagerfeuer und von Kerzen umringt mehr oder weniger friedlich ein.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns dann mit dem Versprechen uns in Deutschland wiederzutreffen und wir setzten unsere Reise fort. Das nächste Ziel waren die Moeraki Boulders, riesige Steinkugeln im Meer. Dort blieben wir eine Nacht und statteten außerdem den Pinguinen und Seelöwen mit ihren Babys einen Besuch ab - sehr goldig! Weiter ging es am nächsten Morgen Richtung Mt. Cook. Das Wetter war recht gut und somit hatten wir eigentlich eine gute Aussicht als wir die schönste Straße Neuseelands entlangfuhren. Lange rätselten wir welcher der vielen schneebedeckten Berge denn nun der höchste, also Mt. Cook, wäre, waren uns aber nie hundertprozentig sicher. Als wir im Aoraki Mt. Cook Village ankamen, machten wir einen kleinen Spaziergang und schauten uns unter anderem den Mueller Gletscher an, welcher,wie wir fanden, schon beeindruckender aussah als der Franz Josef, was aber auch daran liegen mag, dass wir den FJ aufgrund der vielen Wolken nicht richtig hatten sehen können. Als wir den Rückweg antraten und die Richtung zum Lake Tekapo einschlugen, konnten wir dann auch den richtigen Mt. Cook sehen, der vorher ebenfalls von Wolken verschluckt war und wir ihn somit einfach mal glatt 'übersehen' hatten, den kleinen, höchsten Berg Neuseelands. Kann ja mal passieren.
Der wunderschöne, türkisblaue Lake Tekapo bescherte uns einen richtig schönen Gammeltag, so dass wir am nächsten Tag gestärkt weiter nach Timaru und von dort schon Richtung Akaroa, unserem letzten Ziel vor Christchurch, tuckern konnten.
Zwei schöne und günstige Campingplätze (mit Dusche!) weiter waren wir schon in dem kleinen französisch angehauchten Dorf Akaroa angekommen, welches sich auf den Banks Peninsula, der Vulkanhalbinsel vor Christchurch, befindet. Sehr schnuckelig und beschaulich, mit vielen Souvenirläden und ungewöhnlich wenig Busladungenen voll Asiaten.

-Zeitsprung-

Und nun sind wir wieder da, wo alles angefangen hat, im Canterbury House-Hostel. In zwei Tagen geht der Flieger. In den letzten Tagen haben wir weiterhin vergeblich versucht unseren tollen Van in Christchurch zu verkaufen und müssen ihn nun für viel Geld bei dem Automarkt, wo wir ihn auch gekauft haben, wieder abstellen und hoffen, dass sie den Guten dort bald für uns verkauft bekommen.

-noch ein kleiner Zeitsprung-

Huch, nun sind wir echt schon wieder in Deutschland!
Ich muss zugeben, dass ich das mit dem Beitrag hier ein wenig schleifen lassen habe, die Luft war dann doch irgendwie raus.
Die beiden letzten Tage in Christchurch haben wir (bei 25 Grad!) unter anderem im botanischen Garten verbracht, mit langen Spaziergängen und Päuschen um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen.
Ich war ein bisschen wehmütig als wir uns dann von unserem Van verabschiedeten und uns auf den Weg zum Flughafen machten, immerhin haben wir eine lange Zeit hier verbracht. Trotzdem überwog die Vorfreude auf Zuhause.
Der Flug war zum Glück nicht ganz so kräfteraubend wie der Hinflug und auch die Zombieverwandlung blieb fast ganz aus, denn wir konnten sogar ein bisschen schlafen. Nach 40 Stunden unterwegssein war es dann endlich soweit und ich konnte meine geliebte Familie endlich wieder in die Arme schließen!

Ich bin wirklich froh, dass wir diese Reise gemacht haben. Neuseeland ist ein schönes Ende der Welt, mit einer großen Vielfalt, die man auch in fünf langen Monaten nicht komplett erfassen kann. Obwohl es nur ein kleines Land ist kann man dort so gut wie alles finden: Gletscher, Regenwälder, wunderschöne weiße Strände, Eis und Schnee, Palmen, Vulkane, Berge, Klippen, seltene Tierarten und so weiter.. Außerdem sind die Kiwis ein sehr offenes und freundliches Volk und man fühlt sich irgendwie immer wilkommen.
Ich kann also ganz gut verstehen warum einige nach Neuseeland auswandern wollen. Die Tatsache, dass das Bier dort nicht schmeckt und es nur Wabbelbrot zu kaufen gibt, würde mich allerdings davon abhalten.
Ich bin aber nun auch sehr froh wieder in Deutschland zu sein.

Danke, dass ihr uns auf dieser Reise begleitet habt, danke für's Lesen! Ich hoffe euch hat mein Blog gefallen.

Letzte liebe Grüße,
Thomas & Jule



Pancake Rocks




Ein frecher Kea










Blue Pools


Lake Hawea


Hier stürzten sich die Mutigen von der Brücke.


Die Mirror Lakes


Milford Sound


Eine Albatrossart


Während der Bootstour durch den Milford Sound.




Nugget Point


Die riesigen Seelöwen


Eins der 32,4 Millionen Schafe in Neuseeland.


Toller Strand bei Dunedin


Dunedin bei Nacht, Aussicht vom Signalhill


Tunnels Beach


Der Bahnhof von Dunedin




Unsere kuschelige Höhle


Die Moeraki Boulders






Auch die Pinguine genießen die Sonne.


Halo-Erscheinung am Mt. Cook.




Lake Pukaki


Und der Tekapo


Dieses Wasser..


Leuchtturm von Akaroa


Akaroa Hafen


Und die schnuckelige Kirche.



Zurück in Christchurch am Avon River.


Goodbye Neuseeland


Mamiii! Endlich hab ich meine Familie wieder!

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Letzte Aktualisierung: 2014.04.06, 17:18
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