Auszeit im Auenland.
Donnerstag, 16. Januar 2014
Auszeit im Auenland
Ihr Lieben..

Zunächst möchte ich mich mal bei all denen bedanken, die meine Einträge immer noch verfolgen. Es macht eben nur Spaß so viel zu schreiben, wenn es auch gelesen wird und man seine Erlebnisse auf diese Art mit anderen teilen kann.

Das Leben hier in Neuseeland ist wirklich sehr abwechslungsreich. Mal ist man so genervt weil man mal wieder seit Tagen keine Dusche gefunden hat und man bis zum Himmel stinkt, das Auto geknackt und alles geklaut wurde, das Visum einfach mal verwechselt wurde oder andere Unannehmlichkeiten dieser Art geschehen sind, dass man sich am liebsten zuhause in Deutschland in sein eigenes großes, kuscheliges Bett mummeln und einfach die Decke über den Kopf ziehen würde. Dann gibt es aber auch diese Tage, an denen man mal wieder so überwältigt ist von irgendeinem der zahlreichen Naturwunder oder einfach von diesem Freiheitsgefühl, das man hier fast zwangsläufig hat, dass man auf Wolke sieben schwebt und alles vergisst was einem jemals die Stimmung vermiesen konnte. Und wenn man an solchen Tagen zusätzlich noch an das schlechte Wetter in Deutschland denkt, ja dann könnte man fast abheben vor Glück, hähä.
Aber genau diese 'Ups and Downs' machen das Reisen so interessant und spannend. Wie langweilig wäre es denn bitte wenn alles glattlaufen würde und wir nie irgendwelche Probleme bewältigen müssten? Nee, dann lieber so chaotisch wie wir es anstellen, das passt zu uns.
Gerade eben war übrigens genau so ein up-and-down-Moment, passend zu diesem Thema:
Wir hatten eine leckere und dazu auch noch günstige Mahlzeit von Burger King hinter uns und fuhren gut gelaunt und schief vor uns hinträllernd den nächsten Campingplatz an, der umsonst sein und an einem schönen See liegen sollte.
Wir hatten uns ausnahmsweise mal nicht zuviel versprochen. Staunend umfuhren wir die riesigen Tannen auf dem Campingplatz und fanden einen tollen Platz direkt am Ufer des Sees mit Ausblick auf einen Berg, der direkt auf der gegenüberliegenden Seite emporragte. Ich schoss ein paar Fotos mit meiner Kamera und da wir sogar Empfang und Internet hatten, wollten wir auch gleich ein paar Fotos hochladen, um von unserem letzten supercoolen Erlebnis, dem Besuch im Hobbitdorf, dem Filmset von 'der Herr der Ringe', zu berichten (später mehr). Dazu mussten wir die Speicherkarte von der Kamera ins Handy stecken um an die Fotos zu kommen. Kein Ding, haben wir alles hinbekommen. Dann allerdings legten wir die Speicherkarte kurz ab, um das Handy wieder zusammenzubauen und Schwupps! -weg war sie. Dieses kleine blöde Ding war doch tatsächlich in einen Spalt von der Autokupplung gerutscht und nicht mehr zu sehen. Aus Thomas Gesicht wich alle Farbe, denn da waren schließlich gerade seine Lieblingsbilder vom Hobbitdorf in dem tiefen Kabelgewirr unseres Vans verschwunden.
Unsere Laune sankt mit einem Schlag von ganz oben nach GANZ unten (der sogenannte 'up-and-down-Effekt'). Wir glaubten schon all unsere Fotos zum zweiten Mal seit dem Diebstahl verloren zu haben und gerieten in leichte Panik.
Wir schraubten, zogen und rissen an dem Gehäuse herum, leuchteten mit der Taschenlampe und arbeiteten mit Pinzette, Taschenmesser und Essmesser, bis wir endlich nach einer kleinen Ewigkeit das kleine Mistding wieder herausgepopelt hatten.
Die Erleichterung und Freude darüber, dass doch nicht alle Fotos verloren waren, brachte die Laune wieder ganz schnell nach oben und der Tag konnte weiter seinen Lauf nehmen.

So, nach dieser kleinen Vorgeschichte folgt nun der weitere Verlauf unserer Reise, seit wir das Oparau Roadhouse verlassen haben, das wir hin und wieder immer noch schmerzlich vermissen. Von dort aus ging es weiter Richtung Auckland, uns graute es schon vor der Campingplatzsuche, denn in einer so großen Stadt ist es nicht leicht einen Stellplatz zu finden, der am besten auch noch umsonst ist. Da wir das Risiko nicht eingehen wollten erwischt zu werden und dann die $200 Strafe zu zahlen, wenn wir uns einfach irgendwo hinstellen würden, fuhren wir ein bisschen außerhalb einen der wenigen DOC-Plätze an. Wir hätten nicht gedacht, dass es direkt neben der größten Stadt Neuseelands so schön sein kann. An zahlreichen kleinen Buchten schlängelte sich die Straße entlang, bis zu einem netten Plätzchen, Umgeben vom Regenwald, der die hohen Berge hinaufwucherte, natürlich vielen Schafen und einer kleinen Farm mit Schweinen und Ferkeln, Hühnern und Küken, Puten und gefräßigen Enten.
Die Ferkel waren der Hammer! Zuerst traute ich mich gar nicht richtig sie anzufassen, bis ich gemerkt habe, dass sie es lieben gekrault zu werden. Das erste Ferkel legte sich direkt hin, als ich nur kurz seinen Kopf streichelte, dann kam noch ein anderes dazu und ich sagte (kein Scherz!) "Los, hau dich doch daneben, Kumpel!". Eine Sekunde später schmiss es sich schwerfällig und laut grunzend neben sein Schwesterchen und fing gleichfalls an genüsslich zu schnarchen. Ich verliebte mich natürlich sofort in die Schweinchen und kam gar nicht mehr von ihnen weg.
Aber leider musste ich mich am nächsten Tag schweren Herzens von ihnen trennen. Die Trauer sollte jedoch nicht lange andauern, denn ich sollte bald noch viel mehr Tiere sehen, wir machten uns nämlich auf den Weg in den Auckland Zoo. Dort verbrachten wir einen schönen Tag mit all den Tieren, die man sonst auch aus den Zoos kennt, außer einem:
Zum ersten Mal sahen wir einen richtigen Kiwi!

Am nächsten Tag statteten wir der Fluggesellschaft Emirates in Auckland einen Besuch ab, um unseren Flug umzubuchen, am 24. März gehts wieder nachhause!
Danach bummelten wir noch ein bisschen durch die Queen Street, der Shoppingstraße von Auckland. Nette Stadt. Aber das wars dann auch. Natur zu sehen ist cooler.
Also haben wir uns nicht allzu lang dort aufgehalten und machten uns auf nach Katikati, weil wir dort mit einem Workinghostel telefoniert hatten und fanden, dass es sich ganz gut anhörte. Aber nix da, das Glück war mal wieder nicht auf unserer Seite.
Als wir nach 160 Kilometern Fahrerei dort ankamen war niemand da, obwohl wir verabredet waren. Es empfing uns eine deutsche Hostelbewohnerin, die uns netterweise gleich aufklärte.
Fa, die asiatische Besitzerin kann kein Englisch; man versteht Fa nicht; man muss morgens und abens jeweils 80 Kilometer mit seinem eigenen Auto zur Blaubeerfarm fahren; man hat keinen eigenen Parkplatz und man wird immer zugeparkt.
Als sich dann nach anderthalb Stunden auch noch immer keine Fa hatte blicken lassen, sind wir auch direkt wieder gefahren, das war uns alles zu blöd.
Weil wir mit der Nordinsel eh bald durch sind und uns die Südinsel auch tausendmal sympathischer war, beschlossen wir also, um das Arbeitslosenproblem zu beheben, die Fähre zurück nach Picton zu buchen und dann nochmal bei Rae und Martin im 'Swampys' in Spring Creek drei oder vier Wochen zu arbeiten. Das war nicht die beste Lösung aber uns blieb auch nicht viel anderes übrig. Am 22. geht also die Fähre und ab diesem Zeitpunkt wird unsere Reise für die nächsten Wochen wohl eher eintönig verlaufen. Wir hoffen, dass dann wenigstens ein Job für uns auf der Apfelfarm frei ist, nochmal auf dem Weinfeld arbeiten muss nicht unbedingt sein. Wie auch immer, wir werden natürlich berichten.

Nach dem Katikati-Flop wollten wir uns mal wieder etwas Natur gönnen und fuhren auf die Coromandel Halbinsel, wo wir drei Tage verbrachten. Erst ging es den Highway an der Ostküste entlang, vorbei an endloslangen, weißen Stränden, an denen wir auch hin und wieder ein wenig Sonne tankten und badeten, dann weiter über die Stadt Coromandel ganz an die Nordspitze nach Port Jackson, von wo aus man eine tolle Aussicht auf die gegenüberliegende great barrier island hatte. Zwischendurch besuchten wir auch den bekanntesten Hot water beach, waren jedoch sehr froh, dass wir uns bereits in Kawhai (Nähe des Oparau Roadhouse') ein Loch geschaufelt hatten in dem wir bei ca. 40-45º Wassertemperatur gemütlich ein Bad nahmen, denn auf der Coromandelinsel war es völlig überfüllt. Hunderte Menschen, teilweise mit ganz roten verbrannten Hinterteilen, drängten dich zusammen um die kleine Stelle, durch die die heiße Quelle in das Meer lief. Menschen sind manchmal so verrückt.
Allgemein war es auf der Halbinsel leider ziemlich überlaufen und die DOC-Plätze kosteten auch gleich mal $4 pro Person mehr als normal. Daher ließen wir die schönen Strände und die ganzen Touris relativ bald hinter uns und fuhren auf direktem Wege nach Matamata, dort hatte wir nämlich für den nächsten Tag eine Tour durch das Auenland, 'Hobbiton', gebucht. Für diejenigen die es nicht wissen: dort wurde 'der Herr der Ringe' und auch 'der Hobbit' gedreht und das Filmset steht nun frei zur Besichtigung.
Thomas war an diesem Tag aufgeregt wie ein kleiner Schuljunge vor einer schwierigen Mathearbeit, denn er hatte diesem Moment schon lange entgegengefiebert.
Als wir dort ankamen und erfuhren, dass wir bisher nur zu sechst wären freuten wir uns natürlich, denn normal waren Gruppen von 40 Leuten. Als dann aber eine Horde laut quasselnder Asiaten mit riesigen Kameras an den Hälsen baumelnd um die Ecke bog, verblasste meine Freude wieder ein wenig. Thomas jedoch konnte an diesem glücklichen Tag absolut nichts mehr die Laune vermiesen.
Als unsere Gruppe dran war, wurden wir von einem netten, alten Angestellten mit einem Bus von der Farm (der das Land gehört und deren Besitzer nun steinreich sind) abgeholt und zum eigentlichen Hobbitdorf gebracht. Der dicke Busfahrer wollte uns eigentlich während der Fahrt etwas über das Land und die Dreharbeiten erzählen, brach jedoch bald beleidigt ab weil es für ihn keinen Sinn ergab weiter gegen die laut brabbelnden Asiaten anzubrüllen. Ich kochte mittlerweile schon auf meinem Sitz vor Wut, der alte Mann tat mir leid und ich hätte gern gehört was er zu sagen hatte. Zu gern hätte ich die respektlose Meute ordentlich angebrüllt, ließ es aber bleiben weil mein englischer Wortschatz was Schimpfwörter angeht leider noch nicht so gut ausgeprägt ist.
Während der Tour wurde es nicht besser, unser Tourguide war sichtlich genervt weil dauernd irgendjemand dazwischenbrabbelte oder etwas unfreundliches sagte. Er tat es uns und den anderen aber schließlich gleich und hielt sich so gut es ging von ihnen fern, so dass wir die Tour letztendlich doch sehr genießen konnten. Das Wetter war wieder herrlich und die kleinen Hobbithöhlen sahen so echt aus, dass man sich nicht sehr gewundert hätte wenn man vor der nächsten runden, kleinen Tür einen pfeiferauchenden kleinen Hobbit auf seinem Hocker hätte sitzen sehen. Alles war so liebevoll und detailreich aufgebaut, mit Gemüsegarten, Wäscheleinen, Werkzeugen usw, dass man sich einfach wohlfühlte. Wie ein nettes kleines Dorf halt, nur alles kleingehalten und irgendwie total süß und gemütlich. Als wir zu 'Frodos' Hütte gelangten, erzählte uns unser Guide, dass Peter Jackson (der Filmregisseur) den Baum über der Höhle, der ursprünglich ganz woanders stand, hatte auseinandernehmen, einfliegen, dann wieder zusammensetzen- und dorthinplatzierenlassen. Da er aber natürlich abstarb und alle Blätter abfielen, gab er den Auftrag künstliche Blätter anzufertigen und jedes einzelne wieder grün anzumalen. Man sieht absolut nicht, dass der Baum und die Blätter unecht sind.
Die Tour endete in dem nachgebauten Pub 'the green dragon', in dem Frodo und seine Freunde im Film zusammensaßen und Bier tranken. Wir bekamen auch ein kühles Bier und setzten uns in große gemütliche Sessel am warmen Kaminfeuer. Es gab auch eine Katze dort, die gemütlich schnurrend auf dem Teppich am Feuer lag und von jedem einmal gekrault wurde.. Bis die Horde Asiaten kam, sie ärgerten und ihr schließlich einen Tritt verpassten, so dass sie laut fauchend aufsprang und davonlief. In dem Moment hätte ich dann auch wirklich ausrasten können.
Trotzdem war es eine schöne Tour, die wir so schnell nicht mehr vergessen werden. Wenn wir uns das nächste Mal den Film anschauen können wir sagen, dass wir genau diese Tür auch schonmal aufgemacht, oder auf genau diesem Hocker auch schonmal gesessen haben. Beweisfotos gibt es natürlich auch.

So, das wars nun auch schon fast wieder mit dem Bericht. Im Moment fahren wir Richtung Napier, Hastings usw. und nächtigen auf einem schönen, kostenlosen Campingplatz nach dem anderen, mitten in der Walapampa.

Viele Grüße nachhause, haltet die Ohren steif!

Thomas & Jule



der hat uns letzte Nacht lange wachgehalten..


Huka Falls in Taupo








Port Jackson






Morgendusche im Fluss


Auckland


Auckland Zoo




Maori art




unsere gemütliche Badewanne in Kawhai..


..und der Menschenauflauf am hot water beach auf der Coromandel




das Auenland


Sams Höhle






windig war's


Bierchen im 'green dragon pub'


Der unechte Baum über Frodos Höhle

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