Auszeit im Auenland.
Donnerstag, 2. Januar 2014
Kilometerlange Wanderungen, Rafting, keine Duschen und Plusmenschen.
Kia Ora!

Ich hoffe ihr hattet alle wunderschöne Weihnachten und seid gut ins neue Jahr gerutscht!
Wir haben es uns am Weihnachtsabend auf einem Campingplatz in Patea am Strand gemütlich gemacht, lecker gegrillt und sind dann früh ins Bett gegangen weil es angefangen hat zu regnen. Das Weihnachtsfeeling war nicht so richtig da, aber da wir viele Fotos von zuhause geschickt bekommen haben, hatten wir auch so ein bisschen deutsches Weihnachten in Neuseeland :)
Die Silvesternacht habe ich bedauerlicherweise verschlafen. Aber das macht nichts, wer braucht schon Silvester..

In den letzten Tagen haben wir viel gemacht, unter anderem das Erklimmen des 2518m hohen Vulkans Mt Taranaki. Das war absolut kein Zuckereschlecken Leute, das sag ich euch! Ich konnte die folgenden drei Tage nicht einmal ordentlich gehen vor Muskelkater. Allerdings bin ich auch ein Weichei was soetwas angeht habe ich festgestellt, während dicke alte Frauen und Väter mit ihren 12-jährigen Söhnen locker an mir vorbeizogen.
Um halb 12 stellten wir uns am 23. Dezember auf den Carpark zum Track des Vulkans. Ein paar Tage zuvor hatte ich in meinem Reiseführer gelesen, dass er der Berg mit der höchsten Todesrate in Neuseeland ist, da sich das Wetter dort sehr schnell ändert und die Wege vereist oder bröckelig sein könnten. An diesem Tag war es bewölkt und man konnte den Berg am Anfang des Weges nicht einmal sehen, obwohl er direkt vor uns lag.
Najaaa, so schlimm wirds schon nicht werden, dachten wir uns. Wir verstauten also alle wichtigen Dinge in unserem Rucksack (den wir jetzt immer überall mit hinnehmen, sogar zur Toilette), der ja aber eh nicht mehr so schwer ist wie er einmal war, er stellte also keine große Belastung dar. Nach 100m drehten wir nochmal um, um Banane, Apfel und Toast einzupacken, wir würden ja schließlich den ganzen Tag unterwegs sein, fiel uns jetzt ein.
Mit einer nackten Toastscheibe in der Hand legten wir die ersten paar hundert Meter des breiten Wanderpfads zurück, bis wir zum eigentlichen Track gelangten. Dort wurde der Weg schon enger und an den Seiten fiel es steil ab nach unten. Je höher wir kamen, desto nebliger und kälter wurde es und bald konnten wir keine 10m mehr weit gucken. Wir sagten uns, dass wir mindestens so weit nach oben klettern würden bis man den ersten Schnee sehen konnte. Wäre die Sicht klar gewesen hätten wir die ganze Zeit die Spitze des Berges mit seinem Schneegipfel sehen können, das war uns da aber noch nicht so klar.
Ich hatte mittlerweile schon echt zu kämpfen weil ich ungefähr seit Ende der Schulzeit kein Sport mehr gemacht hatte und daher auch dementsprechend unfit war. Außerdem hatte ich meine wabbeligen Nike free Turnschuhe an, die auch denkbar ungünstig für eine solche Wanderung sind, da man ungefähr jeden noch so kleinen Kieselstein durch die Sohle spürt. Wir haben uns also richtig gut vorbereitet und uns vorher ausreichend über diesen Trip informiert.. nicht. Wahrscheinlich sind es genau solche Leute wie wir, die sich ein weeenig überschätzen und sich vorher nicht über die möglichen Gefahren informieren, die die Todesrate des Taranakis so in die Höhe treiben.
Der Wanderpfad wurde immer enger und man musste aufpassen, dass man nicht auf dem ganzen Geröll ausrutschte und sich den Fuß verknackst oder bestenfalls noch in die Tiefe stürzt. Ich musste immer mehr Pausen einlegen weil meine Beine schon zu zittern begannen, bisher hatten wir auch nur jeder einen halben Apfel zur Stärkung vertilgt und ich lechzte nach einem saftigen Chicken'n majo von McDonalds zum späten lunch.
Thomas hatte keine großen Probleme mit seiner Kondition (da normale Menschen ja auch eigentlich eine gewisse Grundkondition besitzen, zu dieser Gruppe gehöre ich aber anscheinend nicht) und spornte mich immer weiter an, wartete aber auch immer brav wenn ich mich mal wieder erschöpft auf einen Felsen stützte, schwer am Atmen.
Irgendwann begann dann das Wetter aufzuklaren und wir konnten die fantastische Aussicht über fast die ganze Nordinsel bewundern. Auch der Gipfel war nun zu sehen und der Schnee war nicht mehr weit. Als der 'Weg' aber bald nur noch aus Geröll bestand, kein Pfad mehr erkennbar war und wir überhaupt nicht mehr vorankamen, weil man bei jedem Schritt wegrutschte, beschlossen wir, dass wir nun nah genug am Gipfel waren und sich das auch so schon gelohnt hat. Außerdem sagte man uns, dass sich die Aussicht dort oben nicht mehr groß ändern würde. Wir machten uns also in 1750m Höhe auf den Rückweg, für den wir nur ca. anderthalb Stunden brauchten, für den Aufstieg hingegen dreieinhalb Stunden.
Völlig ausgehungert und froh, es überlebt zu haben und vor allem darüber, dass wir unseren Van unbeschadet auf dem Carpark vorfanden, denn dieser gilt hier als besonders gefährdet was das Ausrauben von Campervans angeht, fuhren wir auf einen naheliegenden Campingplatz und machten uns eklige Dosennudeln, was uns aber in dem Moment relativ schnurz war.
Der Besitzer des Campingplatzes war ein Holländer, der 'alle Sprachen kann' und schon 'mindestens 12x auf dem Gipfel des Taranakis war'. Als er meine Schuhe sah, war sein einziger Kommentar: "Oh Schrecken, damit?"
Hmm, nächstes Mal werden wir uns wohl besser auf einen solchen Trip vorbereiten.

Am nächsten Tag war Weihnachten. Wir besorgten im proppevollen New World alles was wir für das Grillen benötigten und celebrierten den Abend wie oben beschrieben.
Den 1. Weihnachtstag verbrachten wir in einem botanischen Garten, in dem viele Familien ihr Weihnachtsfest zusammen feierten.
In den nächsten Tagen fuhren wir weiter Richtung Tongariro Nationalpark, schliefen in der Nacht vor der geplanten 'Tongariro Alpine Crossing' - Wanderung auf einem überfüllten DOC-Campingplatz (ich habe noch nie so viele Campervans auf einem Haufen und so eng aneinander gequetscht gesehen) und standen morgens um 5 Uhr auf, um vor dem Menschenauflauf auf dem Parkplatz zu sein, denn wir hatten schon oft gehört, dass dieser Track sehr überfüllt sein soll, mit ganzen Busladungen voll Menschen, hauptsächlich Japaner natürlich.
Um kurz nach 6 begannen wir unseren 19 Kilometer langen Marsch. Diesmal hatten wir uns besser vorbereitet und uns Brote geschmiert, eine dicke Jacke eingepackt und ich hatte Mamas gute Wanderschuhe an, die allerdings, wie ich nach den ersten Kilometern feststellen musste, ordentlich scheuerten und ich mit Blasen an den Füßen den Berg hochkrakseln musste. Aber immer noch besser als die Wabbelschuhe!
Noch war es schön ruhig, die kleinen Quellen plätscherten, die Vögel sangen vor sich hin und wir wanderten immer weiter in die Berge hinein, während die Sonne langsam hinter dem Gipfel hervorblitzte.
Der Aufstieg war nicht ganz so anstrengend wie der des Taranakis, aber ich musste trotzdem wieder einige Päuschen einlegen. Wir wanderten durch die 'Mordor'-Landschaft von 'Herr der Ringe', durch den Krater des Mt. Tongariro, blickten auf die wunderschönen Blue Lakes mit ihrem wunderbar klaren, blauen Wasser, die in 1748m Höhe friedlich im Krater liegen und sahen viele sonderbare Felsfiguren, hinter denen oft Rauchschwaden emporstiegen, die das ganze Gebiet nach Schwefel riechen ließen.
Insgesamt brauchten wir knapp 7 Stunden für die Wanderung, die letzten Kilometer führten durch den angenehm kühlen Regenwald.
Endlich auf dem Carpark angekommen, mussten wir auf den nächsten Shuttle warten, der uns (für $30 pro Person!!) zurück zu unserem Van brachte. Weil es so teuer war, fuhr nur Thomas mit und holte mich dann ab. Während ich auf ihn wartete, füllte sich der Parkplatz immer mehr und die Autos standen Kilometerweit an der Straße entlang, wir waren also ziemlich froh, dass wir so früh losgestapft sind und der Menschenmasse so größtenteils entkommen konnten.
Nach 19 Kilometer wandern waren wir so erschöpft, dass wir uns eigentlich nur auf den nächsten Campingplatz stellen, duschen und bis zum nächsten Morgen durchschlafen wollten. Aber nix da!
Wir fuhren ca. 200km, vorbei am Lake Taupo, der so überfüllt war, dass wir dort erst gar nicht anhielten, bis kurz vor Rotorua, wo wir dann eeendlich einen DOC-Campingplatz fanden, zwar ohne Dusche aber darauf konnten wir zu dem Zeitpunkt auch keine Rücksicht mehr nehmen.
Wir schliefen 11 Stunden durch und wurden am Morgen vom prasselnden Regen geweckt, der auch noch bis 15 Uhr anhielt. Wir blieben also liegen, bis wir es nicht mehr aushielten und uns auf den Weg zu den naheliegenen 'Hot Springs' zu machen, denn die letzte Dusche rückte immer weiter in die Vergangenheit, dank der zahlreichen Campingplätze auf diesem Teil der Nordinsel. Alternativ setzten wir uns also in einen Fluss, dessen Temperatur 37ºC betrug! Das war vielleicht komisch! Wir badeten lange im warmen, dampfenden, aber ekelhaft nach Schwefel stinkenden Wasser im Regen, fast wie in der Badewanne zuhause (wir hatten sogar Shampoo mitgenommen, die anderen Badegäste guckten etwas verdutzt als wir uns damit einschäumten), nur mitten in der Natur.
Am nächsten Tag fanden wir endlich öffentliche Duschen für $2 in Rotorua und schliefen danach auf einem Campingplatz, wuschen unsere Wäsche und klingelten abends nochmal den Besitzer aus dem Bett, weil ich vergessen hatte den Start-Knopf des Trockners zu drücken und der Meinung war, dass er nicht funktioniert. Man war das peinlich als er die Ursache nach zwei Sekunden entdeckte und mich ein wenig vorwurfsvoll angrinste, aber für solche Situationen bin ich ja bekanntlich Spezialistin!
Die Silvesternacht verbrachten wir auf einem DOC-Platz in der Nähe der Waitomo Caves, da wir am 1.1.2014 das black water rafting gebucht hatten. Das war ein wirklich tolles Erlebnis! Wir bekamen Neoprenanzüge, Helme mit Lampen, komische weiße Schuhe und einen Schwimmring, mit dem wir dann durch die Tropfsteinhöhle paddelten, kletterten und rückwärts von Wasserfällen hinunter hüpften. Währenddessen konnte man die ganze Zeit die Glühwürmchen an der Höhlendecke beobachten, was ein traumhafter Anblick!
Inklusive bekamen wir eklige Schokofische mit Marshmallow gefüllt, eine heiße Dusche danach und Tomatensuppe mit Bagel zum Aufwärmen. Alles in Einem ein wirklich lohnender Ausflug, zumal wir auch nur zu sechst waren, was wahrscheinlich an der vorigen Silvesternacht lag.
Gerade stehen wir mit unserem Van auf dem Gelände des 'Oparau Roadhouse', auf dem alles umsonst ist. Der Stellplatz, die Dusche, die Küche, der Fernseher, einfach alles! Es gibt also auch sehr nette und freundliche Menschen hier und zu denen gehört definitiv das Besitzerpärchen Bill und Brenda, die das hier schon seit 23 Jahren so machen und bestimmt schon diverse dankbare Gäste bei sich hatten.
Hier bleiben wir noch eine Nacht und fahren heute Abend zum hot water beach, um uns ein kleines Loch zu buddeln, in dem wir dann wieder ein heißes Bad nehmen können.

See you, macht's gut!
Thomas & Jule



Erschöpft aber gut gelaunt - Aufstieg zum Gipfel des Mt. Taranakis


Steile Treppen wie diese waren noch das kleinste Hindernis


Easy Rückweg


Postkartenmotiv - Blick auf den Taranaki vom Lake Mangamahoe




Noch ein Wasserfall im Tongariro-Gebiet


Kleiner Spaziergang durch den Regenwald


Alle wichtigen Sachen dabei, auf geht's - Tongariro Alpine Crossing


Mt. Ngauruhoe, der 'Schicksalsberg'


Red crater


Umhüllt von Wolken, bei 5ºC


Die Emerald Lakes




So viele Farben..




Wären uns die Tolkschau-Aufkleber nicht auch geklaut worden, hätten wir einen daneben gesetzt..






Wir haben leider noch keinen Kiwi gesehen..




Das erste Trottel-Foto im Jahr 2014 - black water rafting

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Letzte Aktualisierung: 2014.04.06, 17:18
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